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A Das Freimachen und Sichern der Atemwege ist nach dem Stillen einer kritischen Blutung das, das dem Patienten am meisten hilft und ihn bei Unterlassen am ehesten töten würde. Denn: ohne, dass im Gehirn und an den anderen Organen regelmäßig und viel Sauerstoff ankommt, sterben die Zellen am betreffenden Gewebe einfach ab und es kommt zu irreversiblem Schaden. Der Gasaustausch in der Lunge steht eigentlich im Fokus der Belüftung, also des Buchstaben B – aber damit der überhaupt funktioniert, muss das Gas – im besten Fall Luft – erst einmal da ankommen. Bei A beschäftigt man also mit dem gasleitenden System – den oberen und unteren Atemwegen (Trennung an der Epiglottis, dem Kehldeckel).
Ich werde hier nicht auf alles eingehen, was das Atemwegsmanagement zu bieten hat – dafür wird es einen gesonderten Beitrag geben. Die wichtigsten Untersuchungsschritte und Therapiemaßnahmen sollen dennoch Teil dieses Beitrags sein.
Bevor ich mit dem Patienten überhaupt interagieren muss, kann ich bereits auf den ersten Blick Einiges erkennen:
- Reagiert der Patient auf das Herantreten des Rettungsdienstes und, wenn ja wie (panisch, ängstlich)? Wie ist seine Körperhaltung (Zuhilfenahme der Atemhilfsmuskulatur durch z.B. Kutschersitz)?
- Höre ich von weitem bereits pathologische Atemgeräusche?
- Sind die Halsvenen gestaut?
Reagiert der Patient auf das Herantreten mit einem freundlichen „Hallo! Schön, dass Sie da sind.“, hat keine blauen Lippen o.Ä. (Zyanosezeichen) und ist nicht sichtlich angestrengt Luft zu holen, kann man im Ersteindruck davon ausgehen, dass kein A-Problem vorliegt. Dieser Eindruck darf allerdings nicht als Vorwand genommen werden, alle Untersuchungsschritte bei A auszulassen. Mindestens eine Mund-Rachen-Schau (siehe unten) sollte immer durchgeführt werden.
Sieht man bereits im ersten Moment, dass der Patient nicht auf das Herantreten reagiert und evtl. sogar bewusstlos ist, ergeben sich daraus für „A“ wichtige Informationen. Ist der bewusstlose Patient in Rückenlage, hat er wahrscheinlich eine schnarchende Atmung » am wenigsten invasive ist hierbei der Esmarch Handgriff (siehe Bild), der dazu dient die Zunge nach oben zu „ziehen“ und somit den Atemweg freizumachen. Es bietet sich im Verlauf auch an, oropharyngeale (d.h. im Mund-Rachen-Raum) Hilfsmittel wie den Guedeltubus zu verwenden, der die Zunge verdrängt und durch eine Art Rohr eine Atmung bzw. Beatmung ermöglicht (mehr im Beitrag zu Atemwegsmanagement). Auch nasopharyngeale Hilfsmittel wie der Wendltubus sind möglich und gerade bei Patienten, die nicht sehr tief bewusstlos sind von Vorteil, da meist eine bessere Toleranz besteht.
Im Rahmen von A ist eine Untersuchung in jedem Einsatz essentiell: die Mund-Rachen-Schau. Man bittet den bewusstseinsklaren Patienten einmal die Zunge hinauszustrecken oder öffnet beim bewusstlosen Patienten den Mund. Infolgedessen guckt man sich den Rachen, die Zunge und die Schleimhäute an. Hierbei sollte auf Folgendes geachtet werden:
- Mundraum: Erbrochenes, Blut, Schleim oder Ruß?
- Schleimhäute: Schwellung? Trocken?
- Zunge: Zungenbiss? Belag auf der Zunge?
- Mandeln (insb. bei Kindern): geschwollen oder belegt?
"A" in der Schnellen Trauma Untersuchung
Liegt ein Trauma vor, also eine Gewalteinwirkung auf den Körper, wird parallel zum Primary Survey immer auch gleiche eine STU (schnelle Trauma-Untersuchung) durchgeführt. Diese Untersuchung ist in 15 Schritte gegliedert und wird in einem anderen Beitrag noch mal im Detail aufgegriffen. Bei A ist es also im Rahmen der STU wichtig, folgende Punkte am Kopf und am Hals zu überprüfen:
- Abtasten des kompletten Kopfes (Hämatome, Blutungen?)
- Abtasten des Gesichtsschädels (stabil?)
- Inspektion der Gehörgänge und der Nase (Liquor, Blut?)
- Leichtes Abtasten der HWS (Stufenbildung, Hartspann?)
- Inspektion des Halses (Trachea mittig, Halsvenen gestaut?)